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Soziokratische & Partizipative Organisationen

In soziokratischen und anderen partizipativen Organisationsmodellen findet die Beteiligung der Mitarbeitenden nicht nur auf finanzieller, sondern auch auf struktureller und operativer Ebene statt. Solche Beteiligungsmodelle bieten enorme Potenziale, indem sie finanzielle Anreize mit kollektiver Verantwortung und Mitbestimmung der Mitarbeitenden verbinden.

Grundlagen der soziokratischen und partizipativen Modelle

Soziokratie und ähnliche partizipative Organisationsformen wie z.B. Holacracy setzen auf Führungsmodelle, die auf Gleichberechtigung, Transparenz und Eigenverantwortung basieren. Entscheidungsprozesse finden in Kreisen oder Rollen statt, in denen die Mitarbeitenden gleichberechtigt und im KonsenT-Verfahren über wesentliche Fragen des Unternehmens mitentscheiden. Dabei geht es nicht nur um „Mitsprache“, sondern um echte Mitgestaltung und Teilhabe an Macht und Verantwortung.

Die Mitarbeiterbeteiligung in solchen Strukturen geht damit über die rein finanzielle Beteiligung hinaus und berührt auch die operative und strategische Ebene des Unternehmens. Die Mitarbeitenden werden zu gleichberechtigten Partnern in der Unternehmensführung, was ihre Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen deutlich erhöht.

Beteiligungsmodelle in soziokratischen und partizipativen Organisationen

  1. Finanzielle Beteiligung durch Genossenschaften und Anteile: In soziokratische Organisationen lassen sich finanzielle Beteiligungsmodelle wie Genossenschaften oder andere Formen der Kapitalbeteiligung gut integrieren. Die Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, Anteile am Unternehmen zu erwerben und werden damit zu Miteigentümer:innen. Anders als in hierarchischen Unternehmen ist der Besitz von Anteilen oft nicht mit mehr Macht verbunden, da Entscheidungen dezentral und kollektiv getroffen werden. Dennoch profitieren die Mitarbeitenden direkt vom finanziellen Erfolg des Unternehmens und haben gleichzeitig das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.

  2. Beteiligung durch soziokratische Strukturen: In soziokratischen Modellen ist die Beteiligung an Entscheidungen strukturell verankert. Die Mitarbeitenden nehmen an Kreisen teil, die für verschiedene Aufgaben und Entscheidungsprozesse zuständig sind. Diese Kreise arbeiten nach dem Konsent-Prinzip, d.h. Entscheidungen werden so lange ausgehandelt, bis es keine gravierenden Einwände mehr gibt. Dadurch fühlen sich die Mitarbeitenden nicht nur als finanzielle Teilhaber:innen, sondern auch als gleichberechtigte Gestalter:innen der Unternehmensentwicklung.

  3. Erfolgsbeteiligung und Gewinnverteilung: Viele partizipative Organisationen entscheiden sich für Gewinnbeteiligungsmodelle, bei denen der Jahresgewinn des Unternehmens nach bestimmten Prinzipien an die Mitarbeitenden verteilt wird. Dies kann entweder über flexible Bonusmodelle oder über feste, an den Unternehmenserfolg gekoppelte Gewinnbeteiligungen erfolgen. In einer soziokratischen Organisation wird über die Verteilung solcher Gewinne in der Regel gemeinsam und transparent entschieden.

  4. Mitarbeitendenfonds und kollektive Investitionen: Einige partizipative Unternehmen richten Fonds ein, in die die Mitarbeitenden investieren können. Diese Fonds können für gemeinsame Projekte, strategische Investitionen oder zukünftige Entwicklungen des Unternehmens verwendet werden. Durch das gemeinsame Investieren fühlen sich die Mitarbeitenden stärker mit der langfristigen Entwicklung des Unternehmens verbunden, da sie sowohl finanziell als auch emotional am Wachstum und an der Nachhaltigkeit der Organisation beteiligt sind.

Vorteile der Beteiligung in partizipativen Organisationen

  • Starke Identifikation und Motivation: Da die Mitarbeitenden nicht nur finanziell, sondern auch strukturell und operativ beteiligt sind, steigt die Identifikation mit dem Unternehmen stark an. Sie fühlen sich als Teil eines Ganzen und haben das Gefühl, aktiv zur Unternehmensentwicklung beizutragen.

  • Erhöhte Transparenz und Vertrauen: In soziokratischen und partizipativen Organisationen sind Transparenz und Vertrauen zentrale Werte. Die Mitarbeitenden haben Zugang zu allen relevanten Informationen und können Entscheidungen auf einer umfassenden Datenbasis mitgestalten. Dies fördert Vertrauen und langfristiges Engagement.

  • Gemeinschaftlicher Erfolg: Der kollektive Entscheidungsprozess und die gemeinsame Verantwortung für den Unternehmenserfolg führen zu einem starken Gemeinschaftsgefühl. Die Mitarbeitenden erleben den Unternehmenserfolg als Gemeinschaftsleistung und fühlen sich persönlich dafür verantwortlich.

  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Dezentrale Entscheidungsstrukturen machen partizipative Unternehmen flexibler und anpassungsfähiger. Entscheidungen können schneller getroffen werden, da sie von den direkt Betroffenen gefällt werden. Dadurch kann sich die Organisation dynamisch an Veränderungen anpassen.

Herausforderungen

  • Komplexität der Entscheidungsprozesse: In soziokratischen und partizipativen Organisationen können Entscheidungsprozesse aufgrund der kollektiven Beteiligung langsamer und komplexer sein. Es braucht Zeit und Training, um die Mitarbeitenden darauf vorzubereiten und die Prozesse effizient zu gestalten.

  • Rechtliche und steuerliche Fragen: Die Einbindung finanzieller Beteiligungsmodelle in soziokratische Strukturen erfordert eine sorgfältige rechtliche und steuerliche Gestaltung. Insbesondere bei Genossenschaftsmodellen und der Ausgabe von Anteilen müssen klare Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die langfristige Stabilität des Unternehmens zu gewährleisten.

  • Kulturelle Anpassung: Der Übergang zu einer partizipativen oder soziokratischen Organisationsform erfordert eine Kultur des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Diese Kultur muss aktiv gefördert und gepflegt werden, um die Potenziale der Partizipation voll auszuschöpfen.

Die BECHLER Kollaborationsberatung ist selbst ein soziokratisch geführtes Unternehmen. Viele unserer Kunden haben unsere Expertise genutzt, um ihre partizipativen Organisationen auf eine neue Ebene zu heben. Wir glauben an die Kraft kollektiver Wertschöpfung, sind uns aber auch der Herausforderungen bewusst.